Beim Konsum von Drogen, deren Angebot sich im Lauf der letzten vierzig Jahre deutlich erhöht hat, wird in der Regel zwischen illegalen Drogen (wie Cannabis, LSD, Amphetamine, Crack, Heroin, Kokain und Ecstasy), rausch erzeugenden und gesundheitsschädigenden Inhaltsstoffen, die in allgemein verfügbaren Handelswaren enthalten sind (z.B. Klebstoff, Butangas, Pflanzen wie Pilze, Stechapfel etc.) und Medikamentenmissbrauch unterschieden.
In ihrem Leben hatten bereits 33% der in der ESPAD-Studie befragten Schüler/innen der 9. und 10. Klassenstufen schon einmal Drogen konsumiert; 26% innerhalb der letzten 12 Monate und 15% innerhalb der letzten 30 Tage. Von den männlichen Jugendlichen hatten bereits 36% jemals Drogen ausprobiert (Mädchen: 30%), innerhalb der letzten 30 Tage hatten 18% der Jungen, aber nur 12% der Mädchen Drogen zu sich genommen (ESPAD 2003, S.75).
Unterschiede ließen sich auch nach Art der besuchten Schulform feststellen. So waren die Anteile über alle zeitlichen Prävalenzen an den Gesamtschulen, gefolgt von Realschulen am höchsten. Hauptschüler/innen und Gymnasiast(inn)en wiesen etwas geringere Anteile auf.
Insgesamt verteilen sich die Anteile der Schüler/innen, die jemals, innerhalb der letzten 12 Monate und innerhalb der letzten 30 Tage irgendeine Art von Drogen konsumiert hatten wie folgt:
Abbildung 17. Lebenszeit-, 12-Monats-, und 30-Tage Prävalenz des Konsums illegaler Drogen (Cannabis, Amphetamine, Ecstasy, LSD, Kokain, Crack oder Heroin)
Quelle: Institut für Therapieforschung (Hrsg.): Die europäische Schülerstudie zu Alkohol und anderen Drogen (ESPAD) 2003, S. 75 |
Fast ein Drittel der Jugendlichen hatte 2003 bereits schon einmal Cannabis konsumiert
In der öffentlichen Diskussion zum Thema ‚Drogenkonsum von Jugendlichen’ stehen oftmals die so genannten ‚Designer-Drogen’ wie Ecstasy, Amphetamin-Derivate und LSD im Mittelpunkt. Die am häufigsten konsumierte Droge in Deutschland ist jedoch Cannabis, dies gilt insbesondere bei Jugendlichen, von denen in Deutschland 2003 laut ESPAD-Studie bereits 31% Erfahrungen mit Cannabis gemacht hatten. Die anderen Drogen spielen demgegenüber – außer Schüffelstoffe mit 11% – mit Anteilen von unter 5 % eine untergeordnete Rolle (vgl. Tab.20).
Tabelle 20. Lebenszeitprävalenz verschiedener illegaler Substanzen nach Geschlecht in Deutschland 2003 (Anteile in % der befragten Schüler/innen der 9. und 10. Klassenstufen)
Art der Droge | insgesamt | Jungen | Mädchen |
Cannabis | 30,6 | 34,3 | 27,2 |
Amphetamine | 5,0 | 4,7 | 5,3 |
Ecstasy | 4,4 | 4,1 | 4,6 |
LSD | 3,4 | 3,7 | 3,1 |
Kokain | 2,8 | 2,7 | 2,8 |
Crack | 2,1 | 2,4 | 1,9 |
Heroin | 1,0 | 1,1 | 0,9 |
Drogen ins. (ohne Cannabis) | 10,0 | 9,9 | 10,1 |
Drogen insgesamt | 32,6 | 36,0 | 29,5 |
Schnüffelstoffe | 11,3 | 11,3 | 11,3 |
Pilze | 4,9 | 6,4 | 3,5 |
Tranquilizer/Sedativa | 1,5 | 1,0 | 1,9 |
GHB* | 0,3 | 0,4 | 0,1 |
*Anmerkung: GHB = Gammahydroxybutyrat. Ursprünglich ist Gammahydroxybutyrat ein Injektionsnarkotikum für chirurgische Eingriffe. Missbräuchlich wird die normalerweise farblose, leicht salzige Flüssigkeit als Rauschmittel konsumiert. Es gibt die Droge jedoch auch als Pulver, Tabletten oder Kapseln. In geringen bis mittleren Dosen euphorisch und antriebssteigernd, der Wirkung von „Ecstasy“ ähnlich. Diese Ähnlichkeit findet sich in der Begrifflichkeit „Liquid-Ecstasy“ wieder und kann bei schlecht informierten Konsumenten zu fatalen Verwechslungen führen (Definition nach: http://www.drogenscreening.info/) |
Quelle: Institut für Therapieforschung (Hrsg.): Die europäische Schülerstudie zu Alkohol und anderen Drogen (ESPAD) 2003, S. 90 |
Der geschlechtsspezifische Vergleich nach Art der jemals konsumierten Droge zeigt wenig signifikante Unterschiede. Cannabis wurde von einem größeren Anteil der befragten Schüler (34%) als Schülerinnen (27%) konsumiert (vgl. Tab.20). Geringfügig höher waren die Anteile der Mädchen beim Konsum von Amphetaminen und Ecstasy.
Bezogen auf die Konsummuster von Cannabis gaben 8,3% der befragten Schüler/innen der 9. und 10. Klassen an, bis zu fünfmal Cannabis innerhalb der letzten 30 Tage konsumiert zu haben (ESPAD 2003, S. 92).
Deutlich höher im Vergleich zu den Mädchen fiel der Anteil der Jungen aus, die mehr als 20mal Cannabis konsumieren (3,5% gegenüber 1% der Mädchen).
Durchschnittsalter beim Erstkonsum von Cannabis liegt 2001 bei 16,5 Jahren
Im Vergleich zu 1993 ist das Alter des Erstkonsums von Cannabis damit um ein Jahr gesunken (BZgA, 2001:58).
Nach der ESPAD-Studie hatten im Jahr 2003 rund ein Fünftel der bis zu 14-Jährigen erstmals Cannabis probiert, wobei die höchsten Anteile (um die 10%) im 14. Lebensjahr selbst lagen. 22% der Jungen und 18% der Mädchen hatten erstmals im Alter von bis zu 14 Jahren Cannabis ausprobiert (vgl. Tab. 21).
Tabelle 21. Alter des Erstkonsums von Cannabis 2003 (Gesamtstichprobe, in %)
Altersjahr | Insgesamt | Jungen | Mädchen |
nie | 70,6 | 67,0 | 73,9 |
<= 11 | 0,7 | 1,1 | 0,4 |
12 | 2,4 | 2,6 | 2,3 |
13 | 6,2 | 6,7 | 5,8 |
14 | 10,3 | 11,1 | 9,6 |
15 | 7,3 | 8,6 | 6,1 |
16 | 2,4 | 3,0 | 1,9 |
Quelle: Institut für Therapieforschung (Hrsg.): Die europäische Schülerstudie zu Alkohol und anderen Drogen (ESPAD) 2003, S. 95 |
Fast die Hälfte der Jugendlichen schätzt die Beschaffung von Cannabis als sehr bis ziemlich einfach ein
Befragt nach ihrer Einschätzung zur Verfügbarkeit von verschiedenen Arten illegaler Drogen, gaben 44% zu Cannabis, 22% zu Ecstasy und 20% zu Amphetaminen an, diese sehr bis ziemlich einfach beschaffen zu können (vgl. Abb. 18). Die Verfügbarkeit von LSD und Kokain halten hingegen nur ca. 15% für einfach. Am schwierigsten zu beschaffen ist nach Antwort von 39% der Jugendlichen LSD. Unmöglich in der Verfügbarkeit sind für 16% Kokain, aber für nur 9% Cannabis.
Abbildung 18. Einschätzung der Beschaffbarkeit illegaler Substanzen (Gesamtstichprobe)
Quelle: Institut für Therapieforschung (Hrsg.): Die europäische Schülerstudie zu Alkohol und anderen Drogen (ESPAD) 2003, S. 96 und eigene Berechnungen |
Zeitliche Entwicklung des Drogenkonsums von Jugendlichen
Betrachtet man die Daten zur Lebenszeitprävalenz für den Zeitraum von 1993 bis 2001, zeigt sich ein Anstieg der drogenerfahrenen Jugendlichen im Alter von 12 bis 25 Jahren (BzGA: 2001, 56). Der regionale Vergleich auf Bundesgebietesebene verdeutlicht auch eine starke Zunahme an drogenerfahrenen Jugendlichen in den neuen Bundesländern zwischen 1993 und 1997 (+12 Prozentpunkte) (vgl. Abb. 19). Insgesamt betrachtet hatten 2001 jedoch mehr westdeutsche Jugendliche (28%) in ihrem bisherigen Leben bereits einmal Erfahrungen mit Drogen gemacht (Ost: 24%).
Abbildung 19. Erfahrungen der 12- bis 25-Jährigen mit illegalen Drogen 1993-2001
Quelle: BZgA, 2001, S.56 |
Die Differenzierung nach unterschiedlichen Arten von Drogen zeigt, dass der Anstieg nahezu ausschließlich auf den Anstieg der Cannabis-Erfahrenen zurückzuführen ist. Im Jahr 1993 hatten 16% der 12- bis 25-Jährigen bereits einmal Cannabis probiert, 1997 waren es bereits 23% und 2001 schon 27%. Die Erfassung der Erfahrung mit Ecstasy erfolgte in dieser Umfrage erstmals 1997 (5%), im Vergleich zu 2001 ist dieser Anteil leicht rückläufig (-1 Prozentpunkt). Die Lebenszeitprävalenz der anderen Drogen ist im Zeitvergleich relativ konstant geblieben (BZgA, 2001, S. 56).
Risikoeinschätzung und drogenbedingte Probleme 2003
Hinsichtlich des Risikos beim Konsum von Drogen unterscheiden sich die Einschätzungen der befragten Jugendlichen je nach Konsumhäufigkeit. So wird sowohl der Probierkonsum (14%) wie auch der regelmäßige Konsum von Cannabis (59%) von den 2003 befragten Schüler/innen in der ESPAD-Studie als insgesamt weniger hochriskant eingestuft als der Konsum anderer illegaler Drogen (ESPAD, 2003, S. 84). Das höchste Risiko sehen die Jugendlichen sowohl beim einmaligen Probieren als auch bei regelmäßiger Einnahme bei Kokain (38% und 81%).
Die häufigsten aus Drogenkonsum resultierenden Probleme finden aus Sicht der Jugendlichen im interpersonellen Bereich statt. Dazu zählten Streitigkeiten, Probleme mit Freunden und Eltern, aber auch Leistungsbeeinträchtigungen und Probleme in der Schule (ESPAD, 2003, S. 85).